verfasst von Thomas Willmann – Schweriner Volkszeitung
Ob sie die Aufforderung nun rein sprachlich verstanden hatten, oder ob es einfach die allgemeine Begeisterung war, die sie mitzog: Als die Zuschauer beim gefeierten 17:11-Sieg der Lübtheener Bundesliga-Ringer in der Hans-Oldag-Halle dazu animiert wurden, aus ihren Sitz- doch Stehplätze zu machen (Kampfbericht siehe Seite 22), erhoben sich in jedem Fall auch die schwedischen Gäste von ihren Plätzen und stimmten in das rhythmische Klatschen ein. Der RVL-Vorsitzende Bert Compas hatte die 23 Personen starke Gruppe vom „Heby Brottarklubb“ eingangs extra begrüßt.

Da drängte sich in der Pause natürlich die Frage auf: Wie ist die Verbindung zwischen diesem schwedischen Ringerverein und dem RVL zustande gekommen? Die Erklärung ist ganz einfach. Vor 15 Jahren hat es Steffen Beuch aus der Lindenstadt nach Schweden gezogen. Der 46-Jährige lebt mit seiner Frau Ulrike (43) und den beiden Kindern Frida (12) und Paul (9) in der Nähe der Kleinstadt Heby (50 km westlich von Uppsala). „Ich hatte einfach Lust auf Veränderung, wollte was Neues ausprobieren“, erklärte der gelernte Tischler seine Auswanderung. Die Verbindung in die alte Heimat ist aber nie abgerissen. Zum einen wohnen die Eltern und sein jüngerer Bruder Andreas (45) nach wie vor in Lübtheen. Zum anderen ist da auch noch die lebendige Freundschaft zum alten Sandkastenkumpel Torsten Compas, die sich in gegenseitigen Besuchen ausdrückt.

Als Kind hat sich Steffen Beuch auch bei den Ringern probiert und diese sportlichen Gene wohl an seinen Sohn vererbt. Der ist Vereinsmitglied im Heby Brottarklubb und konnte seine schwedischen Ringerqualitäten auch schon auf Lübtheener Matte unter Beweis stellen. Als sich nämlich ein Familienbesuch im Mai zufällig mit dem traditionellen Frühjahrsturnier des RVL überschnitt. Die Idee, sich einmal einen Bundesliga-Kampf der Männer anzuschauen, stammte schon aus dem vergangenen Jahr. „Da wurde der Kampf verlegt. Der Flug war schon gebucht, da konnte man nichts machen.“ Der Plan lebte aber weiter. Und als er im Verein nur einmal so unverbindlich nachfragte, wer denn vielleicht Interesse hätte, mal für ein Wochenende mitzukommen, „gingen ganz viele Finger hoch“. So stieg am Freitag eine 23-köpfige Reisegruppe in Stockholm in den Flieger, mit Ziel via Hamburg nach Lübtheen. 15 Personen übernachteten im Hotel, der Rest kam bei Familie Beuch unter. „Wir sind voll happy. Es gefällt uns super. Ein ganz großes Dankeschön an den RVL für die tolle Aufnahme und Betreuung.“ Und der Eindruck vom Kampf? „Da braucht man ja wohl nicht viele Worte zu verlieren – granatenstark.“ Mit seinem Tipp „16:8 für Lübtheen“ lag Beuch dann auch nur knapp daneben. Gestern Abend um 18 Uhr ging es von Hamburg aus zurück nach Schweden.

Bert Compas holte sich zudem einen weiteren internationalen Gast ans Mikrofon, mit ringerischem Top-Hintergrund. Masuto Kawana ist immerhin U23-Weltmeister von 2017. Der junge Japaner war gemeinsam mit Frederik Bjerrehuus angereist, ist für zehn Tage zum gemeinsamen Training in Dänemark. Kawana hofft, wie sein bereits qualifizierter Sparringspartner auf den Olympiazug für Tokio aufspringen zu können. Wie fiel sein fachmännisches Urteil über den gerade gesehenen Kampf aus? „Es war sehr aufregend. Ich habe es genossen.“

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