Schon die Probleme bei der Parkplatzsuche machten deutlich: In der Lübtheener Hans-Oldag-Halle muss wieder richtig was los sein. „Schuld“ waren einmal mehr die Ringer. Der RV Lübtheen präsentierte die norddeutschen Einzelmeisterschaften in den Altersklassen Männer, Jugend A und Jugend B/C. Da diese Titelkämpfe „offen“ ausgeschrieben waren, konnten auch Sportler außerhalb der Nordgruppe (Hamburg, Berlin, Schleswig-Holstein, Hamburg) mitmischen. Stark vertreten waren zum Beispiel die Brandenburger Vereine.

Selbst Athleten aus dem Rheinland (WKG Metternich/Rübenach/Boden) und aus Polen (Technik Switwin) konnten begrüßt werden. In der Summe ergab das ein Feld von weit mehr als 200 Teilnehmern. „Wir freuen uns, dass es ein so tolles, großes Turnier geworden ist“, sagte Jens-Peter Sievertsen mit einem zufriedenen Rundblick durch die gut gefüllte Halle. Der Lübtheener Cheftrainer hatte bei der Betreuung seiner 15 Schützlinge an diesem Tag alle Hände voll zu tun. Auf den vier 10×10-Meter großen Matten, die so gerade in die Halle passten, ging es Schlag auf Schlag, im ständigen Wechsel der Alters- und Gewichtsklassen sowie der Stilarten griechisch-römisch und Freistil. Es war kurz nach 13 Uhr, als Bert Compas bereits den 100. Kampf ankündigte – am Ende wurden es stolze 375. Der Vereinsvorsitzende des RVL fungierte als Hallensprecher und regelte von leicht erhöhter Position mit tatkräftiger Unterstützung von Kathrin Rieken (RVL) unter anderem die Mattenzuordnung. Die technische Abwicklung hatte der Ringerverband Mecklenburg-Vorpommern übernommen. Im Wettkampfbüro lief alles sehr professionell ab. Allerdings spielten die Rechner nicht immer wunschgemäß mit. „Das zog sich leider durch das ganze Turnier“, sprach Sievertsen von einem leicht getrübten Gesamteindruck.

Unabhängig von den technischen Macken war Uwe Bremer in puncto Organisation voll des Lobes: „Sie mussten einiges auf die Beine stellen, was sie mit ihrer großen, bundesliga-erfahrenen Truppe super hingekriegt haben.“ Auch in sportlicher Hinsicht zeigte sich der Präsident des Ringerverbandes Mecklenburg-Vorpommern sehr angetan. „Die Besonderheit ist ja, dass diese Meisterschaften für in Deutschland lebende Ringer mit ausländischen Wurzeln aber ohne deutschen Pass der höchste Wettkampf, also der Saisonhöhepunkt sind.“ Um sich mit dieser starken Konkurrenz zu messen, waren auch die an den Sportschulen ausgebildeten größten deutschen Talente in Lübtheen gut vertreten. „Jeder will norddeutscher Meister werden.“ Zumal die Titelkämpfe in diesem Jahr als optimale Vorbereitung für die im März und April anstehenden deutschen Meisterschaften bestens in den Terminplan passen.

Schwerstarbeit zu verrichten hatten auch die neun Kampfrichter aus mehreren Bundesländern, die sich in der Mattenarbeit abwechselten. Darunter mit Mario Schmidt der Kampfrichterreferent Mecklenburg-Vorpommerns. Der 46-Jährige vom SAV Torgelow zählt zu den höchstqualifizierten Kampfrichtern in Deutschland, ist national und international im Einsatz und hat nach Bremers Einschätzung gute Chancen, perspektivisch für die olympischen Spielen berücksichtigt zu werden. „Das hier ist schon eine anspruchsvolle Aufgabe. Du pfeifst ja im Grunde vier unterschiedliche Turniere. Zum einen wechseln die Altersklassen, zum anderen die Stilarten. Das erfordert ein ständiges Umdenken im Regelwerk.“

Zum sportlichen Abschneiden: Wie haben sich die Lokalmatadoren, die in diesem starken Feld nach dem SC Roland Hamburg die zweitgrößte Mannschaft stellten, aus der Affäre gezogen? „Du hast gesehen, dass die Jungs, die gerade in die B-Jugend hochgerückt sind, schwer zu kämpfen hatten. Sehr gefreut hat mich der Titelgewinn von Malte Vogel.“ Für Jens-Peter Sievertsen zählt Vogel (Jugend B/C, 52 kg, Freistil) zu den Lübtheener Hoffnungsträgern bei den deutschen Meisterschaften. Gleiches gilt für Alexander Biederstädt (97 kg/Freistil), der bei den Männern den zweiten Turniersieg des RVL perfekt machte. „Alexander hat gute Kämpfe gegen internationale Gegner gezeigt. Er ist vom Bundestrainer für sämtliche Lehrgänge der Juniorennationalmannschaft nominiert worden.“ Sollte der Luckenwalder Sportschüler bei den deutschen Meisterschaften ganz oben auf dem Treppchen stehen, dürfte er wohl die Fahrkarte zu den Europameisterschaften in Rom in der Tasche haben. Jeweils mit Silbermedaillen ausgezeichnet wurden auf heimischer Matte Marten Scheel (A-Jugend/80 kg/gr.-r.), Niels Koch (A-Jugend/80 kg/Fr.) und Mitko Asenov (Männer/57 kg/Fr.). Über Bronze durfte sich Leon Hahn (A-Jugend/65 kg/Fr.) freuen.

Dass sich der RV Lübtheen einmal mehr als guter Gastgeber präsentieren konnte, war nicht zuletzt dem eingespielten Team im Hintergrund zu verdanken. Die mehr als 30 Helfer hatten am Vortag mit dem Aufbau begonnen und sorgten nach der letzten Entscheidung noch bis gegen 23 Uhr dafür, dass die Halle wieder „besenrein“ hinterlassen wurde.

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