Dass die älteste Kampfsportart der Welt, das Ringen, von den Mitgliedern des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) entgegen ursprünglich geäußerter Pläne doch wieder ins Programm für die Sommerspiele 2020 und 2024 gewählt wurde, stieß natürlich auch beim Ringerverein Lübtheen auf Erleichterung. Csaba Mátraházi, der das Ringen Ende der 60er-Jahre in der Lindenstadt populär gemacht und verbreitet hat, spricht von einer eklatanten Fehlentscheidung, die jetzt revidiert worden sei.
Der 73-Jährige will den Vorgang an sich aber nicht unkommentiert lassen: „Der Versuchsballon, der besonders durch den scheidenden IOC-Präsidenten vorangetrieben wurde, musste im Proteststurm der Welt-Ringergemeinschaft platzen. Seine nachträglichen Erklärungsversuche zum Ausschlussverfahren klingen unglaubwürdig. Trotz der jetzt gefällten positiven Entscheidung bleibt einem Ringer ein bitterer Nachgeschmack im Munde, wenn man erfährt, dass der Ringkampfsport erst zu einemWahlgang’ der IOC-Mitglieder gegen solche Sportarten wie Softball und Squash antreten musste. Nur 49 der 95 Stimmen fürs Ringen, das ist doch bedenklich. So wenig Sympathie im Internationalen Olympischen Komitee für eine der größten Traditionssportarten? Sicherlich lief im Weltverband der Ringer nicht alles optimal, und der untätige FILA-Präsident Martinetti, den ich von früher persönlich kenne und mich nie für ihn begeistern konnte, wurde zu Recht kurzerhand von seinem Posten enthoben. Die jetzt hektisch eingeführten Änderungen, insbesondere bei den Kampfbewertungen, müssen sich aber erst in der Praxis bewähren. Zur Zeit dienen sie eher zum Gesichtwahren des abdankenden IOC-Präsidenten Jacques Rogge, als der Ringergemeinschaft. In den vergangenen 60 Jahren wurde der Ringkampf tot reformiert, eine Änderung jagte die nächste, bevor sie noch richtig ausprobiert wurde. So viele Regeländerungen wurden getätigt, bis der Zuschauer und oft selbst der Fachmann die gefällten Kampfurteile verständnislos registrierte. Keiner kann erwarten, dass die neue FILA-Leitung Wunderbewirkt. Eines ist sicher: Dort, wo zwei gleichstarke Kämpfer an einander geraten, werden nicht immer spektakuläre Würfe und ungewöhnliche Techniken präsentiert. Wer nur so etwas erwartet, muss dem verfälschten und einstudierten ,Ringen’, dem Wrestling, beiwohnen. Ich bin sicher, die Ringer werden in aller Welt dafür sorgen, dass ihre Sportart weiterhin die Wettkampfsäle mit Zuschauern füllt.“
Ein Kommentar
Sehr guter Beitrag.
Auch ich sehe die hektischen Änderungen kritisch, denn das System der Runden hatte sich bewährt, war kurzweilig und es gab klare Entscheidungen.
Aber vielleicht wird ja auch alles gut, warten wirs ab.
Man sieht sich!